Die 14. Elekbu war ein echter Erfolg! In seiner Eröffnungsrede auf der restlos ausgebuchten 14. VDV-Elektrobuskonferenz und angegliederter Fachmesse sowie dem neu hinzugekommenen Zukunftskongress Autonomes Fahren unterstrich VDV-Vizepräsident Werner Overkamp vor insgesamt 1.200 offiziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Es sind Rekordzahlen, die vor einigen Jahren für unmöglich gehalten wurden.“
VDV-Vize Overkamp weiter: „Weit über tausend Interessierte sind nach Berlin gekommen, sage und schreibe 78 Aussteller sind vertreten. Wir dokumentieren damit, dass Hersteller und Verkehrsunternehmen für das Erreichen der Klimaschutzziele nun kraftvoll umsetzen, was bis vor ein paar Jahren noch kühne Illusion war: Wir können die 20er Jahre zum Jahrzehnt des E-Busses machen, wenn die Politik uns weiter bei dieser Transformation unterstützt.“ Für den zweiten Tag wurde Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing auf dem Branchentreff für eine erneute Übergabe von Fördermittelurkunden auf der E-Bus-Konferenz erwartet, er musste jedoch wegen des andauernden Koalitionsausschusses von seinem parlamentarischen Staatssekretär Michael Theurer vertreten werden. Die beliebten E-Bus-Awards wurden in diesem Jahr nicht vergeben.
Neu integriert beim Konferenz- und Messe-Format des VDV und dem Forum für Verkehr und Logistik ist das Thema Autonomes Fahren, das mit einem eigenen, bereits 7. Zukunftskongress zeitgleich behandelt wird, was zuweilen zu einem Überangebt von Vorträgen und Informationen führte. Werner Overkamp zur Motivation dieser Kombination: „Wir wollen den Beweis antreten, dass es falsch ist, zu sagen, ‚Autonomes Fahren, das ist immer in drei Jahren‘. Wir haben in Deutschland die gesetzlichen Grundlagen, wir haben gemeinsam mit den Herstellern das Know-How und vor allem: Wir haben den Willen, diese Technik als weitere, spielverändernde Innovation einzuführen!“
Level 5 als „Mythos des Autonomen Fahrens“
Professor William Briggs von der University of San Francisco provozierte in seiner Keynote Rede mit der These, das der SAE Level 5, also völlig fahrerloses Fahren auf jedem beliebigen Einsatzgebiet, „ein Mythos bleiben werde, da diese Systeme genauso mit widrigen Umständen und Klimabedingungen zu kämpfen haben wie Menschen.“
Gemäß VDV behauptet der öffentliche Verkehr seine strategische Position und Partnerschaft für die Industrie und ihre Innovationskraft. Neben zu diskutierenden Konzepten und Fragestellungen wird auf dem Zukunftskongress von ZF ein eigenes Fahrzeug als erstes seriennahes Mockup vorgestellt, das fahrerlos fahren kann. Das unter der neuen Submarke „ARAIV“ erstmals in Europa präsentierte Gefährt, wurde im Januar auf der CES in Las Vegas vorgestellt und soll 2025 in den Testbetrieb gehen. Auch der neue Player Holon des westfälischen Zulieferers Benteler war zwar nicht mit Fahrzeug aber mit einem Vortrag präsent – 2024 sollen die „People Mover“ bei der Hamburger Hochbahn in den Test gehen. Beide Unternehmen werden wir mit einem Interview im nächsten Bus Blickpunkt vorstellen.
Innovationen auf der Fachmesse
Die zweitägige VDV-Elektrobuskonferenz war geprägt von einem vielfältigen Programm und Vorträgen entlang aktueller Fragestellungen: Batterieelektrik, Wasserstoff, Lade- und Speicherkonzepte und auch das wichtige Thema Brandschutz kam nicht zu kurz. Unter den 17 Bussen in der Halle waren alte Bekannte wie der Mercedes-Benz eCitaro (noch mit NMC2-Batterien) und der MAN Lion’s City 12 E (nicht der neue, kurze 10E) aber auch Premieren wie der elektrische Midibus Mellor Sigma, den es in drei Längen gibt und ebenso wie die Irizar Elektrobusse von norddeutschen Unternehmen Jessen & Jebsen importiert werden. Einen sehr erfolgreichen ersten Auftritt hatte MCV Deutschland, die sowohl ihren neuen Elektrobus C127 EV als auch das Team des neuen Importeurs dem interessierten Publikum aus dem ÖPNV vorstellten. Van Hool zeigte seinen neuen A12 in der Wasserstoffvariante für die hessische „fahma“, die zwei solche Busse in Mittelhessen im Rahmen einer „Wasserstoffwerkstatt“ rotierend bei privaten Unternehmen einsetzen will. Fast schon gute Bekannte sind Arthurbus mit ihrem Wasserstoffbus, der Kleinbus von Otokar und der in einer ähnlichen Liga spielende elektrische Sprinter des Kleinbusexperten Steinborn aus Erbach, der erstmals in Berlin ausstellte.
E-Bus-Sound bereits in einigen Bussen implementiert
Auch der im letzten Jahr in einer Weltpremiere vorgestellte Branchenstandard beim E-Bus-Sound wird gegenwärtig herstellerseitig implementiert und auf die individuellen Soundsysteme angepasst: Messe-Aussteller wie MCV und Ebusco zeigten den Sound an ihren Fahrzeugen und arbeiten an der werksseitigen Umsetzung bei der seriellen Fahrzeug-Produktion. Der VDV hatte dazu im Vorjahr einen Sound-Wettbewerb mit Studierenden vollendet und die Siegerkomposition von Sound-Ingenieuren final produzieren lassen. Der Branchenverband sieht hier – neben dem wichtigen Sicherheitsaspekt – eine große Marken- und Marketingchance für die gesamte Branche. Ein einheitlicher, wiedererkennbarer und positiver Klang für die neuen E-Busse in Deutschland Regionen. „Ich freue mich auf zahlreiche Neuheiten, beispielsweise auf Leichtbaubusse mit im Chassis integrierten Batterien, Betriebshof-, Lade- und Personaleinsatzmanagement-Software. Wir werden innovative Betreiberkonzepte für On-Demand und autonomes Fahren sehen und State-of-the-art Brandschutzkonzepte für Busdepots“, so Overkamp.
VDV sieht einen Ausbau- und Modernisierungspakt
Durch Pandemie und Krieg sei laut VDV für die Branche wichtige Zeit verloren gegangen – darum mehren sich die Forderungen nach einer entschlossenen und ehrgeizigen Verkehrspolitik: In Bezug auf den weiter ausstehenden Ausbau- und Modernisierungspakt, der im Koalitionsvertrag niedergeschrieben ist, drängt der VDV mit Blick auf die E-Busse, dass, bei aller Vorfreude auf das Deutschland-Ticket, künftig wieder die Angebotsperspektive stärker in den Fokus rückt: „Wir wollen und wir werden das Deutschland-Ticket deutschlandweit erfolgreich einführen. Das wird ein großer Vertriebserfolg. Doch zu unseren Qualitätszielen gehört auch, dass das bestehende System an die erhöhte Nachfrage angepasst wird und dass die Beförderungsqualität aus Sicht der Fahrgäste weiterhin gut ist“, so Overkamp abschließend. Gerade was die Elektrobusse betrifft, wird die Branche in Zukunft an der Elekbu immer weniger vorbeikommen.